Unsere zentrale pädagogische Zielsetzung im Kindergarten und in der Spielgruppe ist, für das Kind ideale Bedingungen zu schaffen, um sich der eigenen Persönlichkeit entsprechend entwickeln zu können. Den Kindern soll ermöglicht werden, bei uns eine
glückliche und unbeschwerte Zeit zu verbringen. Dabei liegt unser besonderes Augenmerk auf einer ganzheitlichen Entwicklung der emotionalen, sozialen, sprachlichen, motorischen, kognitivenund kreativen Kompetenzen. Jedes einzelne Kind wird dabei als einzigartiges, unverwechselbares Individuum gesehen. Unser Ziel ist es, dass ein Kind nach dem Besuch der Spielgruppe einerseits
die liebevoll begleitete Ablösung von den Eltern erfahren und sich andererseits selbst als Teil einer Gruppe erlebt hat. Wenn die Kinder den Kindergarten verlassen, sollen sie in ihren individuellen
Fähigkeiten für die Schule vorbereitet und gestärkt sein.
Unser pädagogisches Bemühen richtet sich dabei nach der Maxime, jedes Kind so anzunehmen,
wie es ist (Janusz Korczak), ohne dabei unverzichtbare individuelle und gruppendynamischeAspekte zu vernachlässigen:
„Soviel Freiheit wie möglich, so viele Grenzen wie nötig“
Emotionale Entwicklung: Die emotionale Entwicklung beinhaltet nach unserem Verständnis die Fähigkeit, Gefühle zunächst nonverbal wahrzunehmen, zu differenzieren und zunehmend auch verbal auszudrücken. Kinder erleben Gefühle oft als nur schwer greifbar und teilweise auch als emotionale Überforderung. Das Kind wird daher mit seinen Gefühlen durch die ErzieherInnen empathisch angenommen und seine Gefühle werden nicht als „gut“ oder „schlecht“ bewertet. Je nachindividuellem Entwicklungsstand unterstützen die ErzieherInnen das Kind, seine Gefühle auszudrücken und zu benennen. Dies ist Voraussetzung, um die aus Emotionen folgenden Handlungsimpulse (auf sozial angemessene Weise) regulieren zu können. Gefühle wie Traurigkeitund Wut werden, soweit die Gruppensituation dies ermöglicht, bewusst zugelassen. Unsere ErzieherInnen sind vielmehr stets bemüht, dem Kind Zugang und Verständnis zu seiner Gefühlswelt zu ermöglichen. Die Wahrnehmung der Gefühle bei sich selbst und bei anderen stellt Waldleben e.V. für uns in diesem Sinne eine sehr wichtige Voraussetzung für die Entwicklung sozialer Kompetenzen dar. Unsere ErzieherInnen fördern bewusst die Eigen- und Fremdwahrnehmung: dieKinder werden ermutigt, eigene Bedürfnisse ebenso wahrzunehmen, wie die Empfindungen undGrenzen ihrer Mitmenschen.
Soziale Entwicklung: Wir wollen den Kindern ein respektvolles Miteinander, gewaltfreLösungsmöglichkeiten von Konflikten und das Verständnis demokratischer Grundprinzipien nahe bringen. In Übereinstimmung mit unserem Verständnis einer gesunden emotionalen Entwicklung (siehe oben) geht es nicht darum, Konflikte zu „deckeln“ oder durch ein ausdifferenziertes vorgegebenes Regelwerk zu umgehen. Unser pädagogischer Ansatzpunkt in Konfliktsituationen beruht vielmehr darauf, den „Streithähnen“ (oder -hennen) die Motive und dahinterliegenden Bedürfnisse beider Seiten zu verdeutlichen und auf diese Weise Raum für selbstständige und kreative Lösungsansätze zu schaffen. Unsere ErzieherInnen vermeiden nach Möglichkeit die Rolle eines „Schiedsrichters“, natürlich ohne die Kinder in ihrem Streit alleine zu lassen und dadurch zu überfordern. Jedem Kind wird die Möglichkeit und der nötige Freiraum gegeben, seine Sichtweise der Dinge zu erklären. Daraus resultiert in der Regel ein zunehmendes Bewusstsein und Vertrauen der Kinder in die eigenen (Sozial-)Kompetenzen. Gewalt als (hilfloser) Lösungsansatz verliert dabei zunehmend an Bedeutung. Andererseits liegt unser Erziehungsziel keinesfalls in einer „körperlosen“ Konflikt- und Interaktionskultur, sondern in einem respektvollen und grenzenwahrenden Umgang miteinander. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist eine positive Haltung unserer ErzieherInnen jedem einzelnen Kind gegenüber. Die Kinder werden respektvoll und mit Achtung behandelt und lernen, anderen Menschen auf die gleiche Weise zu begegnen. Als Bezugspersonen schaffen unsere ErzieherInnen eine liebevolle Atmosphäre, in der sich die Kinder angstfrei und selbstständig bewegen können. Unter diesen Voraussetzungen kann ein Kind seine individuellen sozialen Kompetenzen entfalten und erfahren, welche Konsequenzen diese in der Gemeinschaft haben. So wird jedes Kind auch immer wieder Grenzen erleben, die entweder aus Regelverletzungen resultieren oder im sozialen Kontakt mit anderen deutlich werden:
Sprachliche Entwicklung: auch in diesem Punkt greift unser zentraler Grundsatz, nach dem
jedes Kind individuell entsprechend seinen Fähigkeiten begleitet und gefördert werden soll, wobei
die ErzieherInnen sich als Sprachvorbilder verstehen. Grundsätzlich soll bei uns das Kind Spaß
daran haben (oder entwickeln), mit anderen zu sprechen. Auf spielerische Weise können die Waldleben-Kinder Erfahrungen mit ihren sprachlichen Möglichkeiten sammeln und ihr kommunikatives Verhaltensrepertoire immer weiter ausdifferenzieren.
Unsere ErzieherInnen legen dabei Wert auf:
Die sprachlichen Kompetenzen werden u.a. durch die folgenden Aspekte unseres pädagogischen Konzeptes gezielt gefördert:
Motorische Entwicklung: Um sich motorische Fähigkeiten anzueignen, braucht das Kind Zeit,
Raum und die Möglichkeit, mit dem eigenen Körper zu experimentieren. Der Wald bietet dem Kind
optimale Voraussetzungen, seine grob- und feinmotorischen Fähigkeiten auf natürliche Art und
Weise zu erproben und weiterzuentwickeln. Das Kind hat hier die Möglichkeit, den kindlichen
Bewegungsdrang lustvoll und weitläufig auszuleben. Im Laufe eines Betreuungsjahres erlebt ein
Waldkind die unterschiedlichsten Witterungsverhältnisse und deren Auswirkungen auf den eigenen
Körper und die Natur.
Grobmotorische Entwicklung: Der Weg vom Treffpunkt zu den Plätzen im Wald fordert
viel, vor allem von den kleineren Kindern. Trotzdem können unsere Kinder gerade hier wertvolle
Erfahrungen sammeln: Die jahreszeitlichen Veränderungen werden bewusster wahrgenommen
und das Kind experimentiert mit den jeweiligen Bedingungen und passt seine Bewegungen diesen
an. Die ErzieherInnen nehmen Rücksicht auf das unterschiedliche Tempo der Kinder, ohne dabei
die Gruppe und den Tagesplan aus dem Blick zu verlieren.
Beispiel Klettern: Das Erklettern der Bäume schult Körperwahrnehmung und
Gleichgewichtssinn. Das Kind lernt, seine eigenen Kräfte einzuschätzen und seine Bewegungen
gezielt zu koordinieren. Die ErzieherInnen achten darauf, dass Sicherheitsregeln (z.B. geeignetes
Schuhwerk und maximale Kletterhöhe) eingehalten werden.
Feinmotorische Entwicklung: Sie findet im Wald viele Möglichkeiten, sich zu schulen. Durch
den alltäglichen Umgang mit Naturmaterialien bieten sich dem Kind auf vielfältige Weise sinnliche
Erlebnisse, die zur Verbesserung seiner feinmotorischen Fähigkeiten beitragen. Das Kind ertastet
jeden Tag Neues: weiches saftiges Moos im Sommer, Schlamm bei Regenwetter, trockenes,
nasses, weiches oder hartes Holz, im Winter kalten Schnee und Eis, das in der Hand schmilzt,
einen sich windenden Regenwurm, und noch vieles mehr. Die ErzieherInnen ermutigen das Kind
zur Auseinandersetzung mit den verschiedenen Materialien und geben Impulse.
Freies Werken: Der Kindergartengruppe steht im Wald ein Werkzeugkasten zur Verfügung. Unter
Beobachtung und gegebenenfalls Anleitung haben die Kinder die Möglichkeit, mit Säge, Bohrer
und Feile die (abgestorbene) Natur zu bearbeiten. Durch den Spaß am Umgang mit dem
Werkzeug verbessert sich die Auge-Hand- Koordination und die Geschicklichkeit. Unsere
ErzieherInnen achten dabei selbstverständlich auf einen verantwortungsvollen Umgang mit dem
Werkzeug und die Einhaltung von Sicherheitsregeln.
Gezielte jahreszeitliche Angebote: Vor allem im Sommer und bei schönem Wetter werden immer
wieder Bastelarbeiten mit Naturmaterialien, Papier, Stiften und Scheren angeboten. Diese Arbeiten
haben oft einen jahreszeitlichen Bezug (Faschingsrasseln aus Astgabeln, Zapfenmännchen,
Blätterlaternen). Ganzjährig werden dem Kind bei passendem Wetter Papier, Stifte oder
Wasserfarben, Scheren und Kleber zur Verfügung gestellt, damit es seiner eigenen Kreativität
Ausdruck verleihen kann. Bei den Vorschulkindern achten unsere ErzieherInnen auf eine richtige
Stifthaltung und fördern die feinmotorischen Fähigkeiten u. a. durch den gezielten Einsatz von
Arbeitsblättern.
Kognitive Kompetenzen: Kindern lernen und begreifen ihre Umwelt in erster Linie im und
durch das Spielen. Für unsere Kinder ist dabei der vorrangige Spiel- und Lernraum der Wald. Er
bietet viele Möglichkeiten und Anlässe, alle Ebenen der kognitiven Fähigkeiten zu fördern:
Die Kinder sollen sich grundsätzlich jederzeit in ihrer Neugierde angenommen und zum Fragen
ermuntert fühlen. Auf diese Weise können sie die Erfahrung machen, dass sie in ihrer
Persönlichkeit ernst und „für voll“ genommen werden, was das Selbstbewusstsein nachhaltig
bestärkt.
Fantasie und Kreativität: Um den Kindern Gelegenheit zu geben, aus vorhandenen
Materialien eigenes Tun und damit Kreativität entstehen zu lassen, verzichten wir weitgehend auf
gekauftes oder vorgefertigtes Spielzeug. Hilfsmittel (z. B. Schere, Papier, Kleber, verschiedene
Werkzeuge, Seile und Farben), die zum Gestalten und Experimentieren notwendig sind, stehen
jedoch zur Verfügung. Die Kinder erleben sich in der Natur als Forscher und Entdecker und sind
keine bloßen Konsumenten. Es entstehen verschiedenste Rollenspiele, die sich immer wieder
ändern, je nach Verfassung und Bedürfnissen der Kinder.
Für uns hat auch in diesem Zusammenhang das Freispiel einen besonders großen Stellenwert.
Im und mit dem Spiel drückt das Kind sein Wesen aus, setzt Erlebtes um und verarbeitet es.
Unsere ErzieherInnen nützen die Zeit des Freispiels zum aktiven Beobachten des einzelnen
Kindes und der Gruppe.
Einige Vorzüge des Freispiels:
Partizipation - aktive Beteiligung der Kinder: Die Grundhaltung unserer Erzieherinnen,
die Kinder aktiv am Geschehen zu beteiligen, nimmt eine Schlüsselrolle in unserem
Waldleben e.V. pädagogischen Konzept ein. Die Pädagoginnen übernehmen die Rolle der Begleiterin und
Moderatorin. Dabei unterstützen sie die Kinder, Selbstwirksamkeit zu erleben und
Selbstbildungsprozesse zu gestalten.
Im Alltag sieht das folgendermaßen aus:
Beschwerdemanagement in der Kindergruppe: Grundlage für das Beschwerdemanagementverfahren in unserem Kindergarten ist die partizipative Haltung der Erzieherinnen, die den Kindern das verbindliche Recht zugestehen, ihre Meinungen, Anliegen und Beschwerden zu äußern und zu vertreten. Das Beschwerdemanagement geht damit einen partizipativen Weg konsequent weiter, indem nicht nur die Rechte, sondern auch die Unzufriedenheit der Kinder Bestandteil von gemeinsamen Prozessen werden.
Der Alltag zeigt, dass Beschwerden von den Kindern im Kindergarten nur zu einem kleinen Teil verbalisiert werden. Deshalb ist die aktive Beobachtung der pädagogischen Fachkräfte wichtig, um die Beschwerde aus dem Verhalten oder den Formulierungen herauszuhören, sich bei den Kindern rück zu versichern und mit ihnen eine Lösung zu finden. Dies findet während des gesamten Tages statt.
(Bsp. Ein Kind steht abseits des Geschehens und sieht traurig aus. Die Erzieherin verbalisiert ihre Beobachtung. „Du siehst traurig aus. “Somit eröffnet sie dem Kind die Möglichkeit, in den Dialog zu gehen.)
Darüber hinaus haben sich in unserem Kindergarten unterschiedliche Formen der Beschwerdekultur entwickelt.
Im Alltag sieht das folgendermaßen aus:
Beschwerdemanagement in der Kindergruppe: Die Erzieherinnen sind in unserem Kindergarten professionelle Ansprechpartnerinnen für die Eltern. Ein guter, offener und regelmäßiger Austausch mit den Eltern ist uns wichtig. Dazu gehört auch, dass die Eltern Kritik äußern dürfen und sollen. Beschwerden sind als konstruktive Kritik erwünscht. Die aufgrund von Beschwerden ergriffenen Maßnahmen dienen der Weiterentwicklung unserer Qualität.
Die Formen der Beschwerdemöglichkeiten sind:
Bei all unserem Bestreben, die Kinder bestmöglich zu fördern und in ihren Kompetenzen zu
stärken, steht an erster Stelle jedoch ein kindgerechter, also spielerischer Grundgedanke, denn:
»Nichts wahrhaft Wertvolles erwächst aus Ehrgeiz oder bloßem Pflichtgefühl, sondern vielmehr aus Liebe und Treue zu Menschen und Dingen.«
(Albert Einstein)